Innerhalb kürzester Zeit machten die Raupen des Kohlweißlings ein Blatt meines Kohlrabis zum Gerippe.
Wenn im zeitigen Frühjahr die ersten Schmetterlinge in der Natur auftauchen, werde ich immer richtig euphorisch. Der Winter scheint überstanden, die Luft wird milder, es riecht förmlich nach Aufbruch. Unter den noch sauberen Fingernägeln beginnt es regelrecht zu kribbeln, denn jetzt können bald die ersten Samenkörner und einige der vorgezogenen Pflanzen ins richtige Leben entlassen werden.
Als erste Frühlingsboten tauchen in unseren Breiten ja immer die prächtig gelben Zitronenfalter und die eher schlichten Kohlweißlinge auf. Seit ich selbst Gemüse anpflanze, mischt sich in meine Freude über diese Frühlingsboten aber auch stets ein mulmiges Gefühl. Während ich für die Zitronenfalter bedingungslose Liebe empfinde – schließlich gibt es in meinem Garten keine Zitronen, die sie falten könnten -, wächst im Laufe des Jahres in mir so etwas wie Hass auf Kohlweißlinge. Die machen ihrem Namen nämlich alle Ehre und lieben meine Kohlpflanzen mindestens genauso wie ich. Ein gewisser Interessenkonflikt ist also abzusehen.
Die Liebe dieser mit einer Flügelspannweite von bis zu sechs Zentimeter ausgestatteten Insekten zu meinem Kohl ist so groß, dass die Weibchen zwei bis drei Mal im Jahr jeweils bis zu 100 Eier auf den Unterseiten der Blätter ablegen. Daraus schlüpfen dann nach rund zwei Wochen grün-schwarze Raupen und machen sich zunächst in großen Gruppen, später zunehmend als Einzeltäter daran, meine schönen Pflanzen restlos zu entlauben.
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Eine waghalsige Konstruktion soll meinen Blumenkohl diesmal vor dem Kohlweißling schützen.
Da ich in meinem Garten grundsätzlich keine Chemie einsetze, bleiben mir nur zwei Möglichkeiten zur Gegenwehr. Ich kann meine Kohlpflanzen von vornherein durch Netze vor ungebetenem Besuch schützen oder die Unmengen von Raupen mit der Hand absammeln. Beides macht viel Arbeit, das Absammeln bringt zudem noch hartnäckige grüne Verfärbungen an den Fingern ein. Ob das wohl was mit dem „Grünen Daumen“ zu tun hat? Wohl eher nicht.
Nach leidvollen Erfahrungen in den vergangenen Jahren habe ich diesmal Blumen- und Rosenkohl mit Fliegengitter-Meterware über waghalsigen Gestellen geschützt. Was ich allerdings nicht bedacht hatte: Erstmals wächst bei mir auch eine späte Sorte Kohlrabi. Und die hat’s prompt erwischt, denn speziell die zweite Generation des Kohlweißlings, die zwischen Juli und September zur Welt kommt, ist besonders gefräßig. Nun habe ich also grüne Finger, bekomme wahrscheinlich deutlich weniger Kohlrabi, habe aber mal wieder was gelernt. Immerhin.
Hallo Gerd,
kannst du ein paar der Raupen auf Kapuzinerkresse umsiedeln? Der Große Kohlweissling ist bei uns zumindest richtig selten geworden, bei dir aber anscheinend nicht…
Viele Grüße
Elke
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Moin Elke,
ich könnte Dir gerne so ein besiedeltes Blatt wie auf dem Foto zuschicken. Dann kannst Du Dir die Wirtspflanze selbst aussuchen und die Population bei Euch wieder anschieben…
Beste Grüße
Gerd
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