Die Linda-Ernte auf einem Quadratmeter – oder besser von 10 Pflanzkartoffeln. Wer das 50-Cent-Stück (zum Größenvergleich dazu gelegt) findet, darf es sich ausschneiden und behalten!
Früher war alles besser? Nee, ganz bestimmt nicht! Früher, also bevor es Discounter gab, wäre meine Familie jetzt dem Tod geweiht gewesen. Während der preußische Kaiser Friedrich II. (der Große) im 18. Jahrhundert mit seinen „Kartoffelbefehlen“ sein ganzes Volk rettete, hätte ich schlicht versagt. Er war eben Kaiser, ich bin nur Rentner.
Aber von Anfang an: Aus Spaß an der Freude habe ich immer ein zwei Quadratmeter großes Hochbeet – natürlich jedes Jahr ein anderes – für Kartoffeln reserviert. Das Pflanzgut stammte bisher vom Landhandel oder sogar vom Discounter. Alles gedieh und war gar köstlich. Mehr als zehn Pfund landeten im vergangenen Jahr auf unseren Tellern. Diesmal wollte ich Erntemenge und Geschmack noch toppen.
Ich bestellte also Pflanzkartoffeln der berühmten Sorte „Linda“ bei einem Bio-zertifizierten Saatguthandel und wartete geduldig auf die aufgrund hoher Nachfrage verzögerte Lieferung. Als die Ware dann endlich ankam, hätte ich sie spontan lieber in den Kochtopf getan als ins Beet. Von Keimen oder zumindest Augen keine Spur! Ich pflanzte trotzdem.
Mein ebenfalls gärtnender Sohn weckte ein paar Wochen später erste Zweifel. „Na, so ein bisschen Krautfäule hast du da aber auch schon drin“, konstatierte er. In der Tat: Die eigentlich kräftigen Pflanzen wurden überraschend schnell braun und starben ab. Zeit zum Ernten also – was sonst.
„Ernten“ – was für ein großes Wort für das Einsammeln der Handvoll Miniatur-Lindas, die da zu finden war. Aber was soll’s? Sehen wir es mal positiv: Zwei Quadratmeter Platz zum Nachsäen von Radieschen und Salat. Möge die Familie es überleben!